nach fast drei Jahren Pause wird die Sidewalk Astronomie in Erding wieder aufgenommen

Die Corona-Episode hat unseren astronomischen Aktivitäten, sei es auf dem Schrannenplatz oder im VHS, einen abrupten Dämpfer verpasst. Um ehrlich zu sein, hätten wir schon seit einiger Zeit Astronomie anbieten können, aber der Motivationsmotor war selbst ins Stocken geraten. Erst ein Bekannter von uns, der gerade zur beobachtenden Astronomie übergegangen war, brachte uns dazu, eine „Schrannenplatz“-Sitzung in Betracht zu ziehen, und das gleich zweimal. Ironischerweise war dieser Bekannte weder beim ersten Mal noch gestern frei. Aber gestern war das Wetter für Ende Oktober zu schön und zu beobachtungsfreundlich, als dass wir es noch einmal hätten verschieben können. Außerdem bettelten Jupiter und Saturn darum, beobachtet zu werden! Von 19.00 bis fast 23.00 Uhr konnten die Passanten, deren Zahl auf 150 bis 200 geschätzt wurde, Jupiter und Saturn zum Teil zum ersten Mal beobachten und darüber diskutieren. Als Sahnehäubchen bat uns einer von ihnen, der ebenfalls frisch konvertiert war, unseren üblichen Stammtisch und sogar unsere VHS-Kurse wieder in Beschlag zu nehmen. Das ist natürlich ein „Befehl“, dem wir gerne nachkommen!

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Die Fotos, die ganz am Anfang aufgenommen wurden, spiegeln nicht die überbordende Aktivität des späten Abends wider. Aber wir alle wissen, dass es kein Zeitfenster mehr gibt, um ein Foto zu machen, wenn der Abend erst einmal in vollem Gange ist!

Bericht über die MoFi von 27 Juli 2018

Texte: Werner Wehrum (90%), Christophe Claude (10%)

Wir von den Erding Sidewalk Astronomers (ESA) sind immer noch völlig hin und weg von Samstagabend!

Erst einmal möchten wir allen, die nicht kommen konnten, aber mit Ihrem Teleskop oder auch mit erklärenden Worten die Ereignisse verfolgt haben, folgendes sagen: Schade, dass Ihr die vielen interessierten Menschen nicht gesehen habt. Aber so waren immerhin auch „die Außenstellen“ besetzt und auch dort wurden Interessierte erreicht.

Die zahlreichen Menschen waren es, die den großen Unterschied zu den anderen Treffen am Schrannenplatz ausgemacht haben. Wir haben recht bald den Überblick verloren, wie viele es waren. Mindestens mehrere hundert, wahrscheinlich viel mehr. Wir hatten kaum die Zeit, wie sonst üblich, zu fotographieren, und haben nur manchmal das Handy ganz nach oben gestreckt und in die Menge geknipst. Zum Glück konnten wir uns durch unsere Freunde ein paar Fotos sichern.

Dass wirklich viele da waren, konnte Werner an einer Situation erahnen. Es war schon recht spät und Jupiter kaum noch an der „letzten“ Hausecke vorbeizusehen. Da hat er die letzten 20, die an seinem Teleskop standen gefragt, ob wir zu Saturn wechseln können. Er bekam die Antwort:

„Ich warte seit über zwanzig Minuten in der Schlange, ich würde Jupiter schon gerne noch sehen“.

Dass viele Leute teilweise eine halbe Stunde Schlange standen, nur um einen kurzen Blick durchs Teleskop auf Jupiter, Saturn und schließlich Mars zu werfen, hat uns sehr beeindruckt. Von wegen also, dass im Jahrhundert von Fake News niemanden mehr Wissenschaft interessiert. Aber die Bilder waren live, selbst anzuschauen – nicht durch die Distanz von Internet oder Printmedien.

Als dann etwas später Saturn „dran“ war, wurde uns das noch viel klarer. Da hat Werner Aussagen von Menschen, die zum ersten Mal durch ein Teleskop geschaut haben, gehört:

„Der hat ja wirklich die Ringe, wie man es auf den Bildern sieht!“

„Ich habe mir immer gesagt: Die können mir viel erzählen, ein Planet mit Ringen, alles gefakte Bilder. Aber jetzt wo ich es selbst gesehen habe, glaube ich endlich.“

Es konnte zwar keiner von uns einen Blick durch benachbarte Teleskope werfen, da wir viel zu beschäftigt waren, unsere eigenen ständig neu zu positionieren, dafür hatten wir viel Glück mit dem Wetter, was nicht überall in Deutschland der Fall war, selbst in der Nähe von Erding. Das
Seeing war zwar nicht immer optimal, dennoch durchaus sehr gut. Werner konnte alle Planeten mit dem 6er Okular bei 1200 mm Brennweite, also 200-facher Vergrößerung zeigen. Er konnte damit folgendes zeigen:

  • Die Venus als Halbvenus
  • Die roten Wolkenbänder auf Jupiter und die vier galileischen Monde. Den roten Fleck konnte ich nicht ausmachen, aber dazu hätte das Seeing bei dem Streulicht auch nicht gereicht.
  • Bei Saturn natürlich die Ringe, sogar einen dünnen Streifen Cassini Teilung.
  • Der Mars war leider nur ein einheitliches rotes Scheibchen, Oberflächenstrukturen waren eher zu erahnen, als zu sehen.
  • Deutlich konnte man (allerdings, nur wenn man öfters durchs Teleskop sieht) sehen, dass die Grenze des Schattenwurfes auf dem Mond (Beim Austritt aus dem Schatten) völlig anders aussah als der Terminator eines Halbmondes. Kein harter Schlagschatten (vermutlich durch die Erdatmosphäre) und keine Hervorhebung des Reliefs (was klar ist, da das Sonnenlicht ja nicht von der Seite auf den Mond traf)

Auch von uns noch einmal einen herzlichen Dank an alle, die mit dem Teleskop da waren und auch einen Dank an alle, die zum Schauen gekommen waren, denn alle haben zur großartigen Stimmung beigetragen.

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Bessere Auflösung der Fotos hier: https://photos.app.goo.gl/vSWSWNByTGAMBCR76.

Wetterlage komplett ausgenutzt!

Woow, was für ein Samstagabend!

Nachdem die Familie Heynck letzt Woche durch ein spontan Sidewalk Sitzung uns klar gemacht haben, dass ein neue Treffen überfällig ist, haben wir das schöne Wetter gestern ausgenutzt.

Und was für ein Abend, insgesamt 6 Teleskopen waren dabei, unsere größte Auftritt bis jetzt. Darunter Kollege die wir lang nicht mehr gesehen haben. Danke!!

Bericht „Café & Cosmos“ (Verfasser Dr. Karl März)

Der Physiker Dr. Maximilian Fabricius vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik erläuterte heute, Donnerstag, 19.09.13, HETDEX, das Hobby Eberley Telescope Dark Energy Experiment, im Café und Kosmos. Durch das Messen des mittleren Abstandes zwischen den weit entfernten Galaxien lässt sich die räumliche Verteilung bestimmen und untersuchen, wie schnell sich das Universum ausdehnt. Auch der Einfluss der dunklen Energie, der Ursache dieser Ausdehnung, soll damit über das Messen der Geschwindigkeit und der Dichte der Materie in großer Entfernung weiter geklärt werden. Die Hubble-Konstante, für die gegenwärtig der Wert 73 km/Mparsec genannt wird, soll dabei präzisiert werden, auch eine Bestätigung des Alters des Universums und der Raumkrümmung wird erwartet. Es wird angenommen, dass die Beschleunigung der Expansion des Universums in der Hälfte des jetzigen Weltalters begonnen hat. Diese Beschleunigung ist durch weniger weit entfernte Supernova-Emissionen entdeckt worden (Nobelpreis für Physik 2011). Eine der allgemeinen Expansion entgegengesetzte Annähnerung, etwa unserer Milchstraße und der Andromeda-Galaxie, sind bei der allgemeinen Expansion nur lokale Nebeneffekte. Heutzutage entstehen keine neuen Galaxien mehr; durch die Ausdehnung nimmt die Dichte des Universums ab.

HETDEX wird am Teleskop des McDonald Observatoriums in Texas (sobald der gegenwärtige Umbau des 9200 cm-Spiegels abgeschlossen sein wird) nach weit entfernten Lyman-alpha-Galaxien suchen, die sich wegen ihrer speziellen Strahlung (Linien ursprünglich, vor dem Doppler-Effekt im UV) auch noch über große Entfernungen beobachten lassen. Mit wachsender Entfernung werden die Objekte sehr rasch dunkler: die Anforderungen an die Messeinrichtugen (Spektrometer) sind sehr hoch. Besonders ein Rausch-Hintergrund, zu dem neben anderen Quellen auch die 3.2K-Hintergrundstrahlung beiträgt, begrenzt die Messungen. Doch scheint die Anisotropie dieser Hintergrundstrahlung auch gewisse Rückschlüsse auf die Verteilung weit entfernter Galaxien zu ermöglichen.

Die Lyman-alpha-Galaxien sind dadurch gekennzeichnet, dass in ihnen zahlreiche neue Sterne entstehen. Dabei wird eine intensive Spektrallinie im Ultravioletten ausgestrahlt, die durch den Dopplereffekt ins Sichtbare verschoben wird, soweit, dass sie auch am Erdboden noch gemessen werden kann (ultraviolettes Licht könnte die Atmosphäre nicht passieren).

Am HETDEX-Teleskop sind 150 Spektrographen montiert (im Primärfokus), die einen Himmelsbereich von 420 Quadratgrad gleichzeitig vermessen. Der sphärische 9200 cm Spiegel ist aus 96 Teilspiegeln zusammengesetzt und nur azimutal drehbar. Das Teleskop steht im McDonald-Observatorium auf dem Mount Folkes in Texas, USA (in geographischer Breite von ca. 30° N). Nach Abschluss des Umbaus wird damit gerechet, dass damit etwa 8000 Lyman-alpha-Galaxien vermessen werden können. Die Winkelauflösung liegt bei 1″, die spektrale Auflösung bei 800 Farb-Kanälen. Zum Ausgleich sphärischer Fehler des Spiegels gibt es Zusatzoptiken im Primärfokus. Damit wird drei Jahre lang beobachtet in all der Zeit von dunklen Nächten (Nächten ohne Mond am Himmel).